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Hasta Luego Chile - 08.04.2022

  • Autorenbild: Alissa
    Alissa
  • 23. Okt.
  • 8 Min. Lesezeit

Sorry das dieser Blogeintrag so lange auf sich hat warten lassen. Konnte diesmal den Eintrag nicht an einem Stück verfassen, habe mich ziemlich oft dran gesetzt, angefangen zu schreiben und nach paar Zeilen wieder aufgehört. Kann gar nicht erklären warum, vielleicht weil ich die Erlebnisse und Eindrücke von Chile erstmal sortieren und sacken lassen musste. Die Zeit dort hat mir unfassbar gut gefallen und tat mir persönlich auch super gut. So viel Freundlichkeit und Natur erlebt. Habe irgendwie meinen Traum gelebt in der Zeit. Aber jetzt zum Eintrag...

Es heist schon wieder Abschied nehmen, von den tollen herzlichen Menschen und von Chile. Die Zeit die ich in Chile verbringen durfte war für mich einzigartig, intensiv und unvergesslich schön. Für mich ganz ungewöhnlich bin ich kaum rumgereist, sondern bin an einem Ort für längere Zeit geblieben. Die Region Aracuaria mit Lonquimay und Curaucatin haben es mir sehr angetan. Es gibt alte mystische Wälder, Berge, Vulkane, Flüsse und Seen und viele viele Pferde und Kühe. Genau das was mir gefällt. Ich bin wohl eher ein Wald-Berg-Mensch als ein Meer-Mensch.

Während der Zeit konnte ich so viele neue Sachen und Versionen von Alissa ausprobieren und kennenlernen. Das hat richtig Spaß gemacht. So war ich mal eine europäische Touristin, ein Tourguide via Pferd, eine Wanderin, ein Cowgirl, eine Piratin, eine Badenixe, eine helfende Person in Not, eine Voluntierin, eine Entdeckerin und eine Bäckerin. 

Die chilenische Kultur unterscheidet sich natürlich zu unserer deutschen, doch nicht so sehr wie ich anfangs gedacht habe. Zeitangaben werden  nicht so strickt eingehalten, was manchmal wirklich für Entspannung sorgt, da es einem nicht krumm genommen wird. Die Essenzeiten unterscheiden sich, besonders wenn man zu Abend isst. Es kam des öfteren vor, dass erst kurz nach 22 angefangen wurde zu kochen und um 23 das Essen fertig war. Nachtisch ist sehr sehr süß und es gibt viel viel Fleisch und Weißbrot. Barbecue bzw. Grillen hat hier eine ganz andere Bedeutung als bei uns. Es wird Asado genannt und das Fleisch wird für mehrere Stunden gegrillt, man sitzt zusammen, jeder der kommt ist herzlich gesehen, ob man die Person kennt oder nicht, es wird gesungen und die mitgebrachten Weinflaschen geteilt. Nach drei oder vier Stunden wird das Fleisch in kleine Stücke geteilt und auf einem Teller oder ähnlichem rumgereicht, jeder nimmt sich ein kleines Stück mit den Fingern und reicht den Teller weiter. Anfangs war das für mich doch sehr ungewöhnlich, dass wirklich alles geteilt wird. Das Adado ähnelt mehr einem Ritual als zur Essensbefriedigung, wie es bei ins üblich ist. Und das Fleisch hat eine ganz andere Qualität und anderen Geschmack. Me gusta.

Da sich doch so einiges ereignet hat möchte ich gerne mit euch die eine oder andere Geschichte teilen.



An einem regnerischen Abend saßen Cristian, Inge und ich gemütlichen beim Abendessen zusammen, als ein Nachbar mit einem jungen Mann vorbei kamen. Sie baten Cristian um Hilfe, denn es haben sich drei junge Menschen gegen Nachmittag in den Bergen verirrt und sind nicht mehr auffindbar. Seit der Mittagszeit hatte starker Dauerregen eingesetzt und es war mittlerweile stockduster. Cristian ist einer der wenigen der sich in den Wäldern und Bergen in Cañon del Blanco sehr gut auskennt, daher ist er direkt los und ich auch, um die vermissten Personen zu suchen. Es haben uns noch zwei Stadtpolizisten mit guten Taschenlampen begleitet. Ausgerüstet mit Macheten, Taschenlampen, Trillerpfeife und erste Hilfeset sind wir in den dunkeln regnerischen Wald hinein und den Berg hinauf. Das gute war, dass wir die Strecke erst ein paar Wochen zuvor gewandert sind und daher wussten wir wie wir laufen müssen. Allerdings mussten wir die Suche nach 1 1/2 Stunden abbrechen, da es zu regnerisch und dunkel war, um uns nicht selbst zu gefährden, denn es gibt in dem Gebiet immer wieder steile Abhänge. Am nächsten morgen haben wir uns wieder bei Regen zur Suche aufgemacht. Denn in der Nacht hat man sie leider nicht gefunden, allerdings sind acht von neun Hunden bei einer weiteren Suchaktion verunglückt. Uns haben zwei Männer begleitet die die Vermissten kannten, sowie ein Einheimischer und ein Stadtpolizist zu Pferd. Nach längerer Suche mit Regen im Bambus- und Wladdickicht und zwei Löchern in meiner Regenhose haben wir endlich Rufe gehört. Wir konnten uns soweit vorarbeiten, dass wir zu einer Stelle kamen wo wir mit den Vermissten Kontakt aufnehmen konnten. Sie konnten uns mitteilen, dass es ihnen gut geht, ihnen nur kalt ist und sie sehr hungrig sind. Allerdings waren wir 20 m über ihnen und fanden keinen Weg die Klippe hinunter zu ihnen. Daher musste ein spezieller Rettungsdienst ausrücken. Doch unsere Arbeit war soweit erledigt, die Sonne kam sogar heraus und den Personen ging es den Umständen gut. 

Schon ein mulmiges Gefühl wie schnell so etwas gehen kann das man sich verirrt und lost ist. Die Einheimischen gehen auch nie ohne Walkie-Talkie und Machete los. Zum einen da es kein Telefonnetz gibt und zum anderen um sich ein Weg zu bahnen oder sich gegen Pumas verteidigen zu können. 

Die Rettungsaktion war eine prägende Erfahrung für mich, bin bei den Wanderungen danach doch etwas Vorsichtiger gewesen. Aber auch so in einem Bambuswald zu stecken und sich einen Weg zu bahnen ist eine Erfahrung für sich.

Ein großer Wunsch von mir war es mit Pferden arbeiten zu dürfen und eine andere bzw. neue Sichtweise zu Pferden erleben zu können. Und der Wunsch ging mehr als nur einmal in Erfüllung. Bereits bei Carlos durfte ich erfahren wie stark, trittsicher und unerschrocken Pferde sein können. Während meinem Aufenthalt bei Cristian konnte ich dies täglich bei den geführten Ausritt aufs neue spüren. Doch ich war nicht nur Pferde-Touren-Führerin, sondern auch Cowgirl. Davon hab ich schon so lange geträumt, vom Pferderücken aus Kühe von A nach B zu bringen. Und ich kann euch sagen es macht so viel Spaß, mir zu mindestens. Beim ersten Tag Kühe eintreiben ist glaube ich auch eine einmalige Situation in Chile entstanden. Zwei Gringas auf Pferde treiben allein Kühe über ein Flussbett. Nochmal normalerweise ist das Reiten und sowieso das Kühe treiben eine Männersache und dann noch blonde Mädels aus Europa ein ganz ungewöhnliches Bild. Nunja die Situation kam so zustande das Cristian kein Cowboy zu Hilfe und wir zu wenig Pferde hatten (weil wir die anderen nicht finden konnten), dass Cristian uns zu Pferde aus helfen konnte. Inge und ich hatten auch nur die Erfahrung vom Vormittag als ein Cowboy und geholfen hat paar Kühe von den Bergwäldern zum Stall zu befördern. Der eigentliche Plan war dann nachmittags die Kühe vom Stall zu einer neuen Weidefläche zu treiben ohne dem Cowboy und Cristian sperrt mit dem Auto Abzweigungen ab. Plan war an sich nicht schlecht, allerdings haben wir die Kühe nach 500 m an einer Brücke bereits, bei einem kleinen Loch im Zaum zum Campingplatz, Richtung Flussbett verloren. So mussten Inge und ich die Kühe über das Flussbett zur neuen Waldweidefläche treiben. Was gar nicht so einfach ist, wenn man eine Herde von 30 Kühen und sowas noch nie gemacht hat. Natürlich war die Gruppe anfangs nach dem entwischen in den Campingplatz komplett zerstreut, doch wir haben es geschafft die Herde, außer zwei Kühe, wieder zusammen zu treiben. So haben wir sie dann durch das Flussbett mit immer wieder Flussdurchquerungen zur neuen Fläche treiben können. Inge war nur leider etwas überfordert mit der Situation, so musste ich das meiste allein machen, aber wir haben es bis zum letzten Flussarm gemeinsam geschafft, dann konnte Cristian Inges Pferd übernehmen und mir helfen die Kühe bis zum Wald zu treiben.

Am nächsten Tag haben nur Cristian und ich uns dann auf die Suche nach weiteren Kühen gemacht. Sind einen Berg hinauf geritten, um eine gute Übersicht über das Tal zu haben. Wieder ein Gänsehautmoment, wie die Pferde sich da rauf arbeiten und dann die Aussicht, magisch! 

Mir macht das Kühe suchen und treiben super spaß. Man muss sich dabei bisschen in eine Kuh hineinversetzen und versuchen wie sie zu denken. Wo könnte sie sich aufhalten, Futter finden, beim Treiben die Fluchtmöglichkeiten sehen und dann mit dem Pferd schneller sein und diesen Weg absperren. Cristian hat mich auch gelobt, dass ich das richtig gut mach, schnell mit dem Pferd reagiere, keine Angst hab mit dem Pferd auf die Kühe zu zureiten und erkenne wie die Kuh sich verhalten könnte. Er meinte ich sei ein richtiges Cowgirl. Was für ein tolles Kompliment von einem Einheimischen. 

Doch wir haben nicht nur die Kühe eingetrieben, sondern auch die freien Pferde, wenn wir andere bzw. mehrere für eine bestimmte Tätigkeit gebraucht haben. Und Pferde vom Pferderücken einzutreiben ist wiederum ganz anders als Kühe zu treiben. Viel dynamischer, schneller und ruhiger. Doch es ist unglaublich schön mit einer freien Pferdeherde zu galoppieren. Diese Tiere sind einfach majestätisch.

Diese neue Erfahrung mit Pferden war mehr als beeindruckend. Hier in Chile werden die Pferde nicht wie bei uns so verweichlicht und als Kinderersatz oder Sportgerät angesehen, sondern eher als Partner oder Arbeitsgerät. Ihnen wird viel mehr zugetraut als bei uns. Meine Sichtweise zu den Tieren hat sich durch diese Zeit doch etwas erweitert. 

Nun zu einer ganz anderen Situation und Erfahrung. Meine letzten Tage in Chile habe ich nochmals bei Carlos verbracht. War sehr schön ihn, seine Tochter, die Gegend und die Hunde nochmal zu sehen. Wir haben ein traditionelles Fest besucht, waren wandern und klettern. Doch was sehr spannend war, war die Anreise zu ihm. Eigentlich lief alles nach Plan, von Cañon del Banco mit Cristian nach Curacautin, Mittagessen mit Dalila, weiter mit dem Bus nach Lonquimay, Bus nach Liucura und dann sollte mich Carlos mit dem Auto abholen. Doch weit und breit nichts von Carlos zu sehen. Mein Bus hatte Verspätung und kam erst um 21:00 Uhr an mit einer Stunde Verzug. Mhm und nu? Ich hatte kein Internet und konnte auch nicht telefonieren. Es war bereits dunkel und der Ort ist super klein. Es standen nur einige LKWs rum und ein Auto mit einem Mann drin der am PC gearbeitet hat. Also musste der Internet haben. Daher hab ich an seine Autoscheibe geklopft und ihn gefragt ob er mir einen Hotspot aufmachen könnte. Zuerst war er etwas verunsichert doch ich konnte ihn überzeugen, dass ich seine Hilfe benötige. Allerdings hat mir das Internet auch nichts genützt, weil Carlos keinen Netzempfang hatte. Nach einer Zeit kam seine Frau ins Auto und ich hab dank Google Übersetzer meine missliche Lage erklären können. Da es bereits so spät und dunkel war hat sich das Paar nicht getraut mich zu Carlos zu fahren. Doch sie haben mir angeboten mit ihnen mit zukommen, zum Elternhaus des Mannes und dort zu übernachten. Da ich nicht wusste was ich sonst hätte machen sollen bin ich in das Auto eingestiegen. Beim Haus angekommen wurde ich super herzlich von den Hausbewohnern empfangen und erstmal mit Essen versorgt. Die beiden haben den anderen die Situation von mir erklärt und gefragt ob sie den Carlos kennen würden. Und zwei kannten ihn und konnten bestätigen wo er wohnt. So hat sich die Familie zusammen ins Auto gesetzt und mich zum Refuge von Carlos gefahren. Wie unfassbar lieb und hilfsbereit! 

Carlos war super erstaunt und hat sich für das Missgeschick super oft entschuldigt. Er war gegen 20:00 Uhr in Liucura, so wie der Bus eigentlich hätte ankommen sollen und hat längere Zeit gewartet, doch mich nicht gesehen. Da hat er aus einer Sprachnachricht von mir, in der ich ihn darüber informiert hab, dass Dalila einen Tag später auch kommen wird, abgeleitet das ich mit ihr wohl komme. Typisches Verständigung- und Kommunikationsproblem. 

Danke an die Engel die mir an dem Abend begegnet sind und mir geholfen haben. Immer wieder erstaunlich wie diese Menschen auftauchen, wenn man sie benötigt. Danke!

In der Zeit in Chile bin ich super interessanten, hilfsbereiten, offenen, netten und herzlichen Menschen begegnet. Ich habe mich so willkommen und wohl gefühlt. Habe neue Freundschaften geschlossen, nicht nur zu Menschen auch zu den Tieren, besonders zu dem Hund Thor. Neue Sichtweisen erfahren, unfassbar schöne Natur erlebt und eine neue Kultur kennengelernt. In der Zeit habe ich mich super frei gefühlt. Irgendwie hatte ich dort das Gefühl alles ist möglich.

Danke für alles! 

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