top of page

Ankommen auf Bali

  • Autorenbild: Alissa
    Alissa
  • 15. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Die letzten Stunden zu Hause waren sehr emotional für mich. Der Abschied war intensiv, voller Knoten im Hals und viele „Pass gut auf dich auf“-Umarmungen, die länger dauerten als sonst. Ein Goodbye von Familie, Freunden, all dem Gewohnten und Liebgewonnenen. Aber gleichzeitig war da dieses Gefühl von Freiheit und Aufbruch in mir, das immer größer wurde. Eine gute Freundin hat mir dafür ein wunderschönes Bild geschenkt: Sie sagte, all der Ballast und das Negative sind wie ein riesiges Gewicht, welches an einem Heißluftballon unten dranhängt. Egal wie viel Gas man gibt, so richtig aufsteigen kann man erst, wenn man das Gewicht abschneidet. Und genau das habe ich getan, und so ganz glauben kann ich es noch immer nicht.



Seit nun ein paar Tagen bin ich auf der bezaubernden Insel Bali. Ich war doch sehr überfordert zuerst, besonders nach dem langen Flug. Die Einreise war unerwartet unproblematisch und easy, es gab aber leider keinen neuen Stempel für meinen Reisepass, es war alles digital. Aus dem Flughafen raus bin ich erstmal gegen eine Wand aus Hitze und Feuchtigkeit gelaufen und mir lief der Schweiß direkt, gefühlt in Bächen, den ganzen Körper runter. Der Lärm, das Gewusel und die Taxiangebote konnte ich zum Glück, wie in müder Trance, ausblenden und habe meinen netten Fahrer direkt gefunden. Und oh mein Gott, war ich über diesen Fahrer froh, er war so super nett und super geübt in dem wirren Verkehr. Rechtsverkehr, überall Scooter und es gibt quasi keine Regeln, alles fährt überall und wie jeder will. Kam aber sicher mit zwei Zwischenstopp, für Essen und Geld wechseln, sicher bei meiner Unterkunft an.



Bei meiner Unterkunft hieß es erstmal klettern, ich habe mir nämlich für die ersten Tage ein Baumhaus mitten im Grünen mit einem offenen Bad gemietet. Das Bad hat quasi keine Wände, nur ein paar wenige für den Sichtschutz. So durfte ich mir meine erste Dusche direkt mit einem Frosch teilen und kurz darauf hat sich eine lange schwarze Schlange durch das offene Bad geschlängelt und direkt im Dschungel verschwunden. Einen Skorpion gab es auch noch zu begutachten. Doch das Baumhaus ist einfach nur mega! Ich bin von Palmen und anderen ganz grünen Pflanzen umgeben. Schmetterlinge fliegen überall herum, ich fühle mich wie im Schmetterlingshaus auf der Blumeninsel Mainau. Was ich allerdings nicht erwartet habe: Die Natur hier ist LAUT. Also wirklich laut. Nachts klingt es, als würde der gesamte Dschungel eine Techno-Party veranstalten. Ein Mix aus Grillen, Fröschen, Geckos und unbekannten Tierlauten. Tagsüber kann es richtig kräftig und viel regnen. Wie eine Dusche, die voll aufgedreht wird. Und auch genauso fühlt sich der Regen an – lauwarm und reinigend. Ich sitze gerne einfach nur da und lausche entweder dem Tierkonzert oder dem Regenerguss. Und beim Zuhören merke ich, wie ich ruhiger werde.



Mit dem Geld freunde ich mich auch allmählich an. Die vielen Nullen und das krumme Umrechnen machen es nicht besonders einfach. Aber so langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, wie die Preise hier funktionieren und wie viel was zu kosten hat, ohne in eine Tourifalle zu fallen. Mit der Hitze komme ich auch langsam etwas besser zurecht, die Schwüle ist allerdings recht schweißtreibend und anstrengend. Die Sonne hält sich bisher recht bedeckt, was meine helle Haut ganz dankend annimmt, da ich sonst direkt krebsrot werden würde. Überall, wo ich hinkomme, lächeln die Menschen. Nicht aufgesetzt, sondern echt, warm und herzlich. Dieses Lächeln ist richtig ansteckend und ich kann gar nicht anders, als zurückzulächeln.


Nach und nach komme ich an – nicht nur körperlich, sondern auch innerlich, es fühlt sich an, als hätte mein System erst einmal tief durchatmen müssen. Und langsam kommt es wirklich an: Okay, Alissa, du bist wirklich hier. Umgeben von üppigem Grün, Räucherstäbchenduft, Rollergewusel und dieser warmen Luft, die sich anfühlt wie eine herzliche Umarmung.


Runterkommen – Tropenstyle

Was mich hier am meisten überrascht, ist die Art, wie ich mich entschleunige, ohne es zu versuchen. Hier, im warmen Regen, zwischen Kokospalmen und Lächeln, merke ich, wie jeder Tag ein kleines Stück von dem mitnimmt, was mich vorher so schwer gemacht hat, und dafür Neugier, Freude und Vertrauen hinterlässt. Was mich am meisten überrascht: Ich kann plötzlich einfach nichts tun. Ich, die sonst nie stillsitzen kann und immer als „Duracell-Hase“ bezeichnet wird. Hier sitze ich rum. Ich lese. Ich höre dem Regen zu. Ich höre Musik. Ich liege einfach mal da und atme. Ich nehme wieder meine Yoga-Routine auf, die ich monatelang vernachlässigt habe. Ich gönne mir Dinge, die ich mir sonst immer vergönnt habe, und es fühlt sich richtig an. Und es macht mir Spaß, mir all die Dinge zu gönnen. Und wenn sich doch mal wieder die bekannten Muster hochschleichen, erkenne ich sie und schaffe es, mich für das Lazy-Sein nicht ständig zu verurteilen.




Yoga-Ausbildung – Vorfreude und Kribbeln

In ein paar Tagen beginnt meine Yoga-Ausbildung. Ich freue mich unglaublich und gleichzeitig spüre ich diese unterschwellige Panik in mir aufsteigen. Die Ausbildung wird für mich herausfordernd und anstrengend. Ich werde bestimmt so einige hundert Sonnengrüße machen. Viel über die Yoga-Philosophie, den menschlichen Körper und über mich lernen. Ich bin wirklich sehr gespannt, was mich alles erwarten wird. Wie mir Ubud beim zweiten Besuch gefallen wird. Ich weiß noch, dass 2017 der Charme der Stadt so gar nicht auf mich übergeschwappt ist und ich mich dort in der spirituellen Yoga-Welt sehr fehl am Platz gefühlt habe, zwischen all den Digital-Nomads und Yogis. An eine sehr gute Sache in Ubud kann ich mich doch noch erinnern - eine Eisdiele, ich hoffe, sie gibt es noch und ich finde sie wieder.


Nun stoße ich auf mich und auf eine wunderschöne transformierende Reise an.


ree

 
 
 

Kommentare


bottom of page